Grußworte


Die Stadt als Heimat für Literatur

Der Begriff „Heimat“ versinnbildlicht für die meisten Menschen den Ort, in dem sie leben oder in dem sie aufgewachsen sind. Einige definieren auch mehrere Orte als Heimat und andere wiederum müssen gar vom Verlust ihrer Heimat berichten. Und dann gibt es jene, die weniger Orte, als vielmehr Menschen oder Situationen, vielleicht auch Gerüche oder Melodien als ihre Heimat bezeichnen

Wie auch immer wir Heimat definieren, meist fühlen wir uns tief mit ihr verbunden. Die aktuellen „Lesezeichen“ nehmen sich diesen unterschiedlichen Heimatbegriffen an. Überall in der Stadt, an Bushaltestellen oder am Bahnhof, an Kirchen oder in der Fußgängerzone, können wir sie entdecken. Dabei nehmen wir die Zitate oft nur beiläufig, im Vorbeigehen wahr oder studieren sie auch intensiver, weil sie uns innehalten lassen. Die entstandenen Texte vermitteln uns Heimat als „einen kurzen glücklichen Augenblick“ und sind so individuell wie die Menschen, die sie geschrieben haben.

Niedrigschwellig nennt man Kultur, die ohne großen Aufwand und kostenfrei zur Verfügung steht. Das Team des Forums-Literaturbüro e.V. entwickelt mit innovativen Projekten wie „Hildesheimer Lesezeichen“ oder der „Literatur-Apotheke“ eben solche Formate. Wenn dieser offene Zugang die Hildesheimerinnen und Hildesheimer sowie die Gäste unserer schönen Stadt darüber hinaus animiert, sich näher – passiv oder auch aktiv – mit den vielfältigen Formen der Literatur zu befassen, ist dies umso erfreulicher. Denn bekanntlich ist unsere Stadt per se auch Heimat für Literatur. Dank renommierter kulturwissenschaftlicher Studiengänge der Universität, des hieraus entstandenen Hildesheimer Literaturhauses und junger Formate wie dem Festival „Prosanova“ und der Zeitschrift „BELLA triste“. Und eben auch dank der „Lesezeichen“ der Literaturapotheke, die die Schreib- oder Leseerfahrung fördert und damit auch die Kreativität von Hildesheimerinnen und Hildesheimern sichtbar macht.

Ich danke allen Beteiligten, die an diesem Projekt mitgewirkt haben und wünsche viel Freude am literarischen Austausch.
Mit herzlichen Grüßen Ihr
Dr. Ingo Meyer
Oberbürgermeister


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Grußwort

Lesezeichen 2019 - Motto „Heimat: ein kurzer glücklicher Augenblick“

Heimat ist mehr als ein Ort. Wenn Menschen eine Heimat besitzen, fühlen sie sich zugehörig: dem Haus, in dem sie aufgewachsen sind, dem Wohnort, der Schule, der Gemeinde. Heimat schließt also immer auch die Menschen ein, mit denen man Orte teilt. Heimat ist dort, wo Menschen sich begegnen, gemeinsame Erfahrungen machen, Ideen entwickeln, ihre Gefühle leben und Sehnsüchte teilen.

Gerade wenn man Heimat in anderen erfährt, innerhalb der Familie, mit Freunden oder Nachbarn, wird Sprache zu einem wichtigen Medium: als Erinnerungen an gemeinsames Erleben oder als Geschichten, die Menschen davon erzählen, aber auch als Lieder und Gedichte. Gerade diese können uns buchstäblich aus der Seele sprechen, sie sind ein wichtiger Bestandteil von Heimat. Ja, sie können uns selbst zur Heimat werden.

Auf die eigene Heimat zu schauen oder nach ihr zu suchen, ist daher nicht einfach ein Kreisen um sich selbst oder sogar in sich selbst, sondern richtet uns auch immer auf die Menschen aus, die uns begleiten. Sie sind unsere Heimat, ohne die wir als Menschen nicht sein können und wollen.

Über Heimat nachzudenken und ihr eine sprachliche Form zu geben, lässt uns in besonderer Weise diese Brücken zu anderen Menschen schlagen. Von Heimat zu lesen oder über die eigene Heimat zu schreiben helfen uns, um unsere Empfindungen und Gedanken zu fassen und anderen mitzuteilen. Damit wird Sprache selbst zur Heimat, wo wir uns selbst und anderen begegnen.

Dr. Heiner Wilmer SCJ
Bischof von Hildesheim


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GRUSSWORT

EINER TEXTLIEFERANTIN

Wenn das Leben uns die Sprache verschlägt, sind es oft Worte anderer, die für uns Sprache finden. Für mich sind es immer wieder biblische Texte gewesen, aber oft auch Gedichte vor allem von Frauen.

Gedichte sind mehr als Buchstaben und Zeilen, sie sind verdichtetes Leben. Ernst, Zweifel, Freude und Vertrauen: All das findet einen Raum. Und das fasziniert mich immer wieder. Die Gedichte, die ich sammele, thematisieren weniger die Leichtigkeit des Seins als die Unruhe, die Fragen, die Suche. Ohne ängstlich zu sein oder zu beängstigen, machen sie deutlich: das Leben reimt sich nicht.

Umso mehr freut es mich, dass viele Frauengedichte - auch aus meiner Sammlung - Eingang finden bei den Hildesheimer Lesezeichen.
Besonders gut gefällt mir bei diesem Kulturprojekt in Hildesheim, dass der Lyrik inmitten der City unerwartet Raum gegeben wird, indem sie auch Menschen begegnet, die noch gar nicht wissen, dass es sie gibt.

Margot Käßmann
evangelisch-lutherische Theologin


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