Autoren


Anna Abraham, Hildesheim
Normalerweise besucht die sechszehnjährige Anna Abraham das Bischöfliche Gymnasium Josephinum in Hildesheim. Für ihr elftes Schuljahr entschied sie sich aber, die Fremde zu entdecken und auf eine High School in Indiana, USA zu gehen. Fern von der gewohnten Umgebung hat sie sich erstmals mit dem Thema Heimat auseinandergesetzt: „Für mich sind Gedichte eine Art Selbstgespräch. Mir gefällt diese Art von Schreiben, weil sie keinen bestimmten Zweck erfüllt.“

Helena Aeschbacher-Sinecká, Tschechien
„heimat ist nirgends“, hat Helena Aeschbacher-Sinecká erkannt. Aber davor muss man keine Angst haben. Die 1945 in Böhmen geborene Malerin und Schriftstellerin, brach 1973 ihr Studium der russischen Sprache, Geschichte und Bibliothekswissenschaft ab und verließ ihre Heimat aus politischen Gründen. Lieber wanderte sie in die Schweiz aus, als in einem unfreien Land zu leben. Dort arbeitete sie als zweisprachige Lyrikerin, Malerin und Fotografin, veröffentlichte mehrerer Gedichtbände, organisierte Ausstellungen und arbeitete für verschiedene Zeitschriften.

Ilse Aichinger, Österreich
gilt als bedeutende Repräsentantin der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Sie wurde 1921 in Wien geboren und starb 2016 ebendort: „Ob die weite Welt wirklich weit ist, das liegt an jedem Menschen.“ Als Überlebende des Holocausts wurde sie ab 1951 Mitglied der Gruppe 47. „Wenn mir zwei oder drei Sätze gelingen, dann habe ich das Gefühl, meine Existenz wäre nicht völlig absurd.“

St. Augustinus-Schule, Hildesheim
„Warum reden die so komisch?“, fragten sich 22 Mädchen und Jungen im Alter von 15-17 Jahren beim Literaturprojekt „Poetry Kids“, als sie zusammen eine Shakespeare-Verfilmung von „Romeo und Julia“ ansahen. In einem Workshop schrieben sie Gedichte, fertigten Collagen an und beschlossen schließlich, die altertümliche Sprache der klassischen Liebesgeschichte in ihre eigene Sprache zu übersetzen.

Rose Ausländer, Österreich-Ungarn
Die Dichterin,  die 1901 als Rosalie Scherzer in Österreich-Ungarn zu Welt kam, zog ihr Leben lang ruhelos umher. Die Einsamkeit, verursacht durch den unwiederbringlichen Verlust der Heimat, wurde zum zentralen Motiv ihrer Lyrik. Die studierte Philosophin und Literaturwissenschaftlerin wanderte mit 20 Jahren in die USA aus und publizierte dort ihre ersten Gedichte. Sie überlebte den Nationalsozialismus – trotz Ghetto und Zwangsarbeit – und übersiedelte 1946 zurück in die USA. Doch zeit ihres Lebens zog sie immer wieder weiter, wechselte häufig Länder und Städte, lebte meistens in Pensionen aus dem Koffer. Rose Ausländer starb am 3.1.1988 in der Bundesrepublik Deutschland.

Ingeborg Bachmann, Österreich
ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen und Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. 1926 in Österreich geboren, studierte sie Philosophie, Psychologie und Germanistik und promovierte über Martin Heidegger.  Ihr Werk beschäftigt sich mit der Rolle der Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft, den Auswirkungen von Krieg und Frieden und dem menschlichem Leid. „Meine Existenz ist eine andere, ich existiere nur, wenn ich schreibe, ich bin nichts, wenn ich nicht schreibe, ich bin mir selbst vollkommen fremd, aus mir herausgefallen, wenn ich nicht schreibe.“ 

Gioconda Belli, Nicaragua
wurde 1948 in Managua geboren. Als international bekannte, lateinamerikanische Autorin beteiligte sie sich am Widerstand der Somoza-Diktatur Nicaraguas und arbeitet seitdem in der politischen Bildung. Ihr Roman „Bewohnte Frau“ machte sie in Deutschland berühmt. „Ich glaube, die einfache Tatsache zu leben beinhaltet schon die Verpflichtung, etwas für die Zukunft zu tun, für die, die nach uns kommen.“

Susanne Brandt, Flensburg
Die Preisträgerin des Hildesheimer Literaturwettbewerbs 2017 ist Kinder- und Praxisbuchautorin. Sie arbeitet als Lektorin und engagiert sich in der Kulturarbeit mit Kindern. Nebenher betreibt sie den Blog Waldworte.eu mit Notizen und Gedanken zu Kultur und Natur: „Dabei sind ‚Wald(w)orte‘ zugleich ‚Welt(w)orte‘.“

Ingeborg Brenne-Markner, Bonn
geboren 1949, ist Preisträgerin der Hildesheimer Literaturwettbewerbe 2014 und 2017. „Gedichte ermöglichen mir, die Welt neu zu entdecken.. sind Bedürfnis und glückliche Augenblicke zugleich.“ Die Sauerländerin studierte Germanistik, Philosophie, Altphilologie und Pädagogik in Bonn und arbeitete danach in der Erwachsenenbildung. „Wer ihre Gedichte liest, geht in einer Bildwelt spazieren, die sich fast ohne Anlass ausbreitet wie eine Landschaft.“

Hilde Domin, Köln
Zeit ihres Lebens war Hilde Domin, geboren 1909, auf Reisen oder im Exil. 1940 emigrierte sie aufgrund des Nazi-Regimes in die Dominikanische Republik, wo der neue Namen „Domin“ entstand. In einer schweren persönlichen Krise  begann sie den Tod der Eltern und eine Ehekrise lyrisch zu verarbeiten „Durch Benennen macht die Lyrik die Wirklichkeit, das Heute sichtbar. Sie verhilft der Wirklichkeit zur Wirklichkeit.“ 1954 fand Hilde Domin über ein Rückkehrstipendium nach Deutschland zurück, wo sie im Februar 2006 verstarb.

Steffen Glathe, Mehna
studierte Medizin und Theologie. „Ich lausche auf geheimnisvolle Botschaften aus der Bandbreite inneren Erlebens… um das eine oder andere der Flüchtigkeit des Verstehens zu entreißen, zeichne ich es auf.“  Er arbeitet heute als Psychotherapeut in einer eigener Praxis in Mehna und publiziert zu existenziellen Fragestellungen.

Ulla Hahn, Brachthausen
geboren 1945 im Sauerland, gilt als eine der wichtigsten Lyrikerinnen der Gegenwart. Nach ihrer Germanistik-Promotion über die deutsche Literatur der 60er Jahre arbeitete sie als Lehrbeauftragte sowie als Literaturredakteurin bei Radio Bremen. „Nur gelesen lebt ein Gedicht. Gedichte lesen heißt, mit dem Text ins Gespräch kommen…“

Maria Harbich-Engels, Österreich
beschloss im Alter von 6 Jahren, Dichterin und Mutter zu werden. Sie studierte Psychologie und baute mit ihrer Familie eine Bio-Landwirtschaft auf. „Ein gutes Buch kann eine andere Welt erschließen, kann uns Abenteuer erleben lassen, kann Träume beflügeln.“

Gabriele Hartlieb, Freiburg
geboren 1967, studierte Literaturwissenschaft und Theologie. Nach langjähriger Tätigkeit als  Verlagslektorin entschied sie sich im Alter von 49 Jahren, Pfarrerin zu werden.

Sophie Hausin, Hildesheim
geboren 1991, ist Studentin der Sozialen Arbeit und Kulturreferentin der HAWK Hildesheim. Seit Kindesalter schreibt sie Gedichte und Kurzgeschichten.

Marie-Luise Kaschnitz, Karlsruhe
geboren 1901, wuchs als Tochter eines Generalmajors in Potsdam auf und absolvierte eine Ausbildung zur Buchhändlerin in Weimar. „Der Dichter ist das Sprachrohr der Ratlosigkeit seiner Zeit.“ Nach ihrem ersten Roman schrieb sie Erzählungen, Essays und Gedichte, die ganz unter dem Eindruck der Kriegserfahrungen standen.

Sarah Kirsch, Hohenstein
Schreiben und Leben waren für die bedeutende deutsche Lyrikerin Sarah Kirsch immer eins: „Weil ich herausfinden will, was ich hier soll. Auf diesem seltsamen Planeten.“ Geboren 1935 in Thüringens, studierte sie Biologie und Literatur und engagierte sich gegen das Nazi-Regime und die SED-Regierung. Anschließend lebte sie als Autorin und Malerin in Schleswig-Holstein, wo sie 2013 verstarb.

Sonja Klima, Hildesheim
„1960 in diese welt gefallen bin ich einfach nur ein mensch mitten im leben …“ Die Hildesheimerin ist Lyrikerin und Verwaltungsangestellte. 2009 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, zudem schrieb sie Geschichten und Gedichte in, um und über ihr geliebtes Hildesheim.

Jo Köhler, Hildesheim
„Ein Dichter muss gleichsam ungebildet sein und jedes Wort, jeden Buchstaben immer wieder neu entdecken“, sagt der 1960 geborene Hildesheimer Dichter und Kulturinitiator. Mit dem „Forum Literatur Büro“ macht er sich mit seinem Team auf die Suche nach neuen Wegen der Literaturvermittlung und stellt immer wieder von Neuem die Fragen: „Wie bringe ich die Kunst der Literatur zu den Menschen und wie entdecke und fördere ich das schöpferische Potential in jedem Einzelnen?“

Else Lasker-Schüler
geboren 1869, war eine bedeutende deutsch-jüdische Dichterin. Ein Angriff einer SA-Truppe auf offener Straße zwang sie 1933 zunächst in die Schweiz und dann nach Palästina ins Exil, wo sie sich bis zu ihrem Tod fremd fühlte. „Ich weine / meine Träume fallen in die Welt“. In ihrer Lyrik schlüpft die Querdenkerin immer wieder in erdachte Identitäten.

Maja Loewe, Hannover
geboren 1977 in Lübeck. Nach dem Studium der Kulturwissenschaften in Hildesheim, zog sie nach Hannover, wo sie als freie Autorin Lyrik und Kurzprosa veröffentlichte. Ihr erster Mystery-Thriller »Die Augen des Iriden«  gewann den 3. Platz beim Deutschen Phantastik Preis 2016.

Undine Materni, Dresden
geboren 1963, Preisträgerin des Hildesheimer Literaturwettbewerbs 2017, ist Bäckerskind und schätzt gutes Handwerk. Deshalb studierte sie am Literaturinstitut Leipzig und veröffentlichte bisher sechs Gedichtbände und zwei Kinderbücher. „Ich will das Poetische entdecken, was in jedem Beruf steckt…“

Karl Johann Müller, Österreich
ist Preisträger des Hildesheimer Literaturwettbewerbs 2017. Geboren wurde er 1960 in Vorarlberg, wo er bis heute als Hauptschullehrer und freier Autor lebt und arbeitet. Er hat „Freude daran, die Wortgrenzen zu weiten.“ 1993 gründete er das Freie Theater Kopernikus. „Das Theater kann Augen öffnen, und kann den Unterschied zwischen Sein und Schein aufbrechen.“

Susanna Piontek, USA
1963 in Polen geboren, lebt heute als freie Autorin in Michigan, USA. Sie studierte Sprachlehrforschung, Amerikanistik und Geschichte Nordamerikas in Bochum, arbeitete danach in der Wissenschaft und besuchte eine Journalistenschule. Bereits ihr erster Kurzgeschichtenband „Rühlings Erwachen und andere Geschichten” wurde als Meisterwerk der Pointierung gelobt und ins Englische übersetzt.

Anita Prugger, Italien
Preisträger des Hildesheimer Literaturwettbewerbs 2017.

Christine Raudies, Bremen
ist Autorin, Textdichterin, Kinderliedermacherin, Literaturpädagogin. Seit 2016 dichtet und singt sie Chansons für ein erwachsenes Publikum. Heimatliche Gefühle verknüpft sie vor allem mit vertrauten Menschen.

Milena Reinecke, Berlin
2001 geboren, ist Preisträgerin des Hildesheimer Literaturwettbewerbs 2017. Nach der Veröffentlichung mehrerer Kurzgeschichten, erschien 2016 ihr erster Roman.

Rebecca Schettler, Hildesheim
1994 geboren, ist Preisträger des Hildesheimer Literaturwettbewerbs 2017 und studiert Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim. Sie schreibt, um „den Moment zu manifestieren.“

Sigune Schnabel, Düsseldorf
geboren 1981, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und ist Preisträgerin des Hildesheimer Literaturwettbewerbs 2017. Ihr Schreiben versteht sie als einen „Versuch, über die Grenzen des Unsagbaren zu blicken und das Unbegreifbare zu verstehen.“

Siggi und die Stadtfeld-Kids, Hildesheim
In einer Musikwerkstatt sammelten zwölf Kinder zwischen 7 und 11 Jahren in den Sommerferien neue Erfahrungen im Umgang mit Musik. Die Poetry-Kids probierten unter der Leitung von Siggi Stern und Christian Zatloukal Instrumente aus, sammelten Klänge, sangen ihre Lieblingslieder und schrieben schließlich eigene Sommersongs.

Hans Jörg Stahlschmidt, USA
Preisträger des Hildesheimer Literaturwettbewerbs 2017.

Guy Stern, USA
Günther Stern wurde 1922 in Hildesheim geboren und emigrierte als 15-Jähriger in die USA. Seine in Hildesheim verbliebene Familie, die er erfolglos nachzuholen versuchte, wurde im April 1942 nach Warschau deportiert und umgebracht. Doch trotz dieses traumatischen Verlustes verlor er die Verbindung zu seiner Heimatstadt bis heute nicht. Guy Stern, wie er sich in Amerika nannte, meldete sich in den USA freiwillig zum Kriegsdienst und verhörte im 2. Weltkrieg deutsche Kriegsgefangene und Überläufer. Nach dem Krieg promovierte er als Germanist und wurde 1963 zum Professor für deutsche Sprache und Literatur ernannt. Guy Stern gilt als maßgeblicher Vertreter der deutschen Exilliteraturforschung in den USA, ist Träger des großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und Ehrenbürger der Stadt Hildesheim.

Dorothee Sölle, Köln
geboren 1929, ist bedeutende Theologin, Sprachwissenschaftlerin und Dichterin mit besonderem Augenmerk für feministische und politische Theologie. Sie habilitierte und erhielt Professuren in New York und Paris. In Deutschland bezeichnete sie sich trotzdem schlicht als freie Schriftstellerin. 1968 gründete sie in Köln das ökumenische “Politische Nachtgebet”. Sie war der tiefen Überzeugung: „Am Ende der Suche und der Frage nach Gott steht keine Antwort, sondern eine Umarmung.“

Andrea Temme, Berlin
geboren 1963, ist Preisträgerin des Hildesheimer Literaturwettbewerbs 2017. Sie arbeitet als Diplomingenieurin und ist im öffentlichen Dienst für den Umweltschutz tätig. „Schreiben ist für mich Aneignung von Welt.“

Annakutty Valiamangalam, Honerath
promovierte in moderner deutscher Literatur und arbeitet heute als Professorin an der Mumbai Universität. Schreiben bedeutet für sie „Freude am Leben in, durch und mit Sprache.“ 2017 war sie Voting-Gewinnerin des Hildesheimer Literaturwettbewerbs.

Theresa von Avila, Spanien
geboren 1515, Karmelitin und Mystikerin, wird in der katholischen Kirche als Heilige und erste weibliche Kirchenlehrerin verehrt. Von Papst Pius IV. erhielt sie die Erlaubnis, in Ávila ein Kloster zu gründen, in dem die ursprüngliche Ordensregel des heiligen Albert von Jerusalem befolgt werden sollte. Theresa von Avilas Grundsätze waren ein geschwisterlicher Lebensstil, das Freiwerden vom Ego und vor allem die Pflege einer intensiven Freundschaft mit Gott. Ihre Lehren standen immer unter dem Grundsatz der Demut – verstanden als ständiges Bemühen um Selbsterkenntnis.

Rajzel Zychlinsky, Polen
geboren 1910, begann sie bereits mit 12 Jahren zu schreiben, zunächst in polnisch, dann in jiddisch. Mit 18 Jahren hatte sie erste Veröffentlichung in der Warschauer Folkszeitung. Als die deutsche Wehrmacht Polen überfiel, floh sie in die Sowjetunion und weiter nach Kasan, zog nach dem Krieg rastlos durch Europa und wanderte schließlich in die USA aus.




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