Grußworte


04.03.2014

Grußwort Dr. Ingo Meyer, Oberbürgermeister der Stadt Hildesheim

Lebensräume – Lebensträume

Schon zum dritten Mal findet die vom Forum-Literaturbüro e.V. initiierte Lyrikinstallation „Lesezeichen“ statt. Ich freue mich sehr, die Schirmherrschaft für dieses einzigartige Projekt mit bundesweiter Strahlkraft übernehmen zu dürfen.

Mit mehr als 60 Gedichten, die auf großflächigen Bannern an den verschiedensten Gebäuden in der Stadt Hildesheim angebracht sind, hat sich die Zahl der überdimensionalen Lesezeichen im Vergleich zum Vorjahr nun schon verdoppelt. Die Lesezeichen kommen an! Dieser Erfolg zeigt sich auch durch die große, auch finanzielle Unterstützung des Projektes durch verschiedene öffentliche und private Unternehmen und Institutionen.

Wie erfolgreich dieses Projekt ist, zeigt sich auch daran, dass es auch in diesem Jahr wieder gelungen ist, internationale Schriftsteller aus acht verschiedenen Nationen für das Projekt zu gewinnen. Darunter befinden sich auch die beiden Literaturnobelpreisträger Günter Grass und Tomas Tranströmer sowie der Komponist und Sänger Udo Jürgens, die durch ihre Beteiligung ihre Anerkennung für das Hildesheimer Lyrik-Projekt ausdrücken. Daneben haben sich viele Hildesheimer Autoren aller Altersstufen an diesem besonderen Projekt beteiligt und prägen nun für die nächsten sechs Monate das Stadtbild mit ihren persönlichen lyrischen Beiträgen. Das Projekt Lesezeichen besteht neben den monumentalen Gedichtbannern auch aus zahlreichen weiteren Aktionen zur Lese-und Sprachförderung bei Kindern und Jugendlichen.

Ich bin stolz auf dieses bundesweit einmalige Hildesheimer Projekt und hoffe, dass Bürgerinnen, Bürger und Gäste unserer Stadt sich auch in diesem Jahr wieder von den Texten der Autoren in ihren Bann ziehen lassen. Vielleicht halten Sie dann einen Moment inne und lassen ihren Lebensraum zu einem Lebenstraum werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ingo Meyer
Oberbürgermeister









Grußwort Dirk Woltmann, Pastor St. Michaelis Hildesheim


Ich vermute schon längere Zeit, dass der Heilige Geist die Lyriker mehr mag, als die Prediger. Wenn der Literaturwissenschaftler Heinz Schlaffer Recht hat, der Lyrik als „Muttersprache der Götter“ bezeichnet, wäre das nur logisch. Ein Evangelienbuch aus dem 9. Jahrhundert, lesen wir bei ihm, nennt den wohl gefügten Vers „Gottes eigene Predigt“. Gottes Gesetz werde in ihm hörbar.

Mein persönlicher Weg zur Lyrik war lang. Der Deutschunterricht, den ich in der Schule genoss, hatte sie mir nicht näher gebracht. Insbesondere zeitgenössische Lyrik hinterließ mich ratlos. Was sollte das sein: „schwarze Milch der Frühe“…?

Erst langsam wuchs in mir eine Liebe zu dieser intensiven, verdichteten Sprache die Dinge sagt, die anders nicht sagbar sind – Sprache in Höchstform. Langsam nur begann ich zu schätzen, dass Lyrik Sprache zum Schweben bringt; dass sich in der Lyrik zeigt: Sprache ist nicht zum Definieren, Abschließen geboren – in „definieren“ steckt ja finis: Grenze, Schluss, Ende – sondern zum Öffnen, Weiten – von Sinn, Beziehung, Begegnung, Gefühlen; Sprache ist eigentlich Musik oder Musikinstrument und nicht Werkzeug.

Ich lerne für meine Wortarbeit, für meine Spracharbeit als Theologe viel aus dem Kontakt mit Lyrik: die Beschränkung; die Haltung der Achtsamkeit; die Suche nach dieser schwebenden Präzision, die offene Stellen nicht ausschließt; das Tasten und Fragen; einen vorsichtigen Umgang schließlich mit Antworten.

Das Projekt „Lesezeichen“, das die Lyrik mitten in den Stadtraum holt, finde ich wunderbar. Es ermöglicht ungezählten Menschen die alltägliche Begegnung mit Lyrik. Es erweitert im Vorübergehen den Horizont. Es setzt die Lyrik dem Stadtraum und den Stadtraum der Lyrik aus, setzt den Boulevard einer fruchtbaren Spannung aus.

Ich stelle mir vor, wie Menschen vielleicht nicht gleich ganz Gedichte, aber Satzfetzen oder einzelne Worte aufschnappen, mitnehmen, sie in sich heimisch werden lassen. Subversiv verändern so die Lesezeichen uns und unsere Stadt. Darauf freue ich mich jetzt wieder.

Dirk Woltmann









Grußwort Kai Henning Schmidt,Geschäftsführer SVHI Stadtverkehr Hildesheim GmbH


Liebe Hildesheimerinnen und Hildesheimer, liebe Gäste!
Lebensräume – Lebensträume

Schon das Motto des diesjährigen Lesezeichen-Projektes lädt zum Nachdenken, zum Reflektieren ein. Ein Jeder wird es ganz persönlich interpretieren. Was können dann erst 60 Lesezeichen, Gedichte, Sprachgebilde bewirken? Gedichte, und das ist bei dieser Kunstform etwas Besonderes, lassen sich auch zwischendurch, en passant lesen. Gedichte können überraschen, regen zum Nachdenken und Grübeln an; sie wirken nach. Das macht sie für den öffentlichen Raum so interessant. Und bei den Lesezeichen kommt zur Sprache eine weitere Dimension hinzu: Der Raum. Es ergibt sich eine Verbindung zwischen dem Gedicht und dem Raum.
Wir können die Lesezeichen im Stadtbild suchen, viele sind monumental, unübersehbar. Wir können uns aber auch von ihnen überraschen lassen. Unvermittelt, vielleicht an Orten an denen wir überhaupt nicht mit Ihnen gerechnet haben. Dieses macht für mich den einmaligen Reiz des Projektes Lesezeichen aus.
Lyrik im öffentlichen Raum hat in Hildesheim dank des Forum Literatur (herzlichen Dank dafür!) eine lange Tradition: Seit 1997 begleitet der Stadtverkehr, SVHI, Literatur-Projekte im öffentlichen Raum, in Bussen. So gab und wird es weiterhin Lyrikplakate und Lesungen in Bussen geben oder wurden Worthülsen verteilt. Ich bin immer wieder und immer noch begeistert wie sich die Menschen auf diese spontanen, unvermittelten Berührungen mit der Lyrik auf die Poesie einlassen, sie an sich heranlassen. Ein schöner Zugang zur Lyrik für alle!
Freuen wir uns deshalb auf die Lesezeichen 2014. Ich bin mir sicher, dass viele Bürgerinnen und Bürger, viele Gäste interessante, unerwartete, überraschende, berührende Momente mit zeitgenössischer Lyrik in unserer Stadt haben werden. An vielen Orten (Räumen) viele Träume.


Kai Henning Schmidt
Geschäftsführer SVHI Stadtverkehr Hildesheim GmbH





 

Letztes update: 25.03.2014